411. Ich weiß, mein Gott! daß all' mein Thun

1 Ich weiß, mein Gott! daß all' mein Thun
und Werk auf Deinem Willen ruhn,
von Dir kommt Glück und Segen;
was Du regierst, das geht und steht
auf rechten guten Wegen.

2 Es steht in keines Menschen Macht,
daß sein Rath werd' ins Werk gebracht,
und seines Gang's sich freue;
des Höchsten Rath, der macht's allein,
daß Menschen-Rath gedeihe.

3 Oft denkt der Mensch in seinem Muth,
dies oder jenes sei ihm gut,
und ist doch weit gefehlet;
oft sieht er auch für schädlich an,
was Gott doch selbst erwählet.

4 So fängt auch mancher weiser Mann
ein gutes Werk zwar fröhlich an,
und bringt's doch nicht zu Stande'
er bau't ein Schloß und festes Haus,
doch nur auf lauterm Sande.

5 Wie mancher ist in seinem Sinn
fast über Berg' und Spitzen hin?
und eh' er sich's versiehet,
so liegt er da, und hat sein Fuß
vergeblich sich bemühet.

6 Drum lieber Vater, der Du Cron
und Scepter trägst in Deinem Thron,
und aus den Wolken blitzest,
vernimm mein Wort und höre mich
vom Stuhle, da Du sitzest.

7 Verleihe mir das edle Licht,
das sich von Deinem Angesicht
in fromme Seele strecket,
und da der rechten Weisheit Kraft
durch DeineKraft erwecket.

8 Gieb mir Verstand aus Deiner Höh,
auf daß ich ja nicht ruh' und steh'
auf meinem eignen Willen;
sei Du meinFreund und treuer Rath,
was recht ist zu erfüllen.

9 Prüf' alles wohl, und was mir gut,
das gieb mir ein; was Fleisch und Blut
erwählet, das verwehre.–
Der höchste Zweck, das beste Theil,
sei Deine Lieb und Ehre.

10 Was Dir gefällt, das laß auch mir,
o meiner Seelen Sonn' und Zier!
gefallen und belieben;
was Dir zuwider, laß mich nicht
im Werk und That verüben.

11 Ist's Werk von Dir, so hilft's zu Glück;
ist's Menschen-Thun so treib's zurück
und ändre meine Sinnen.
Was Du nicht wirk'st, pflegt von ihm selbst
in Kurzem zu zerrinnen.

12 Sollt' aber Dein und unser Feind,
an dem, was Dein Herz gut gemeint,
beginnen sich zu rächen;
ist das mein Trost, daß seinen Zorn
Du leichtlich könnest brechen.

13 Tritt Du mir zu und mache leicht,
was mir sonst fast unmöglich deucht,
und bring' zum guten Ende,
was Du selbst angefangen hast,
durch Weisheit Deiner Hände.

14 Ist ja der Anfang etwas schwer,
und muß ich auch ins tiefe Meer
der bittern Sorgen treten,
so treib mich nur ohn' Unterlaß
zum Seufzen und zum Beten.

15 Wer fleißig betet und Dir traut,
wird Alles, da ihm sonst für graut,
mit tapferm Muth bezwingen,
sein Sorgen-Stein wird in der Eil
in tausend Stücken springen.

16 Der Weg zum Guten ist fast wild,
mit Dorn und Hecken ausgefüllt;
doch wer ihn freudig gehet,
kömmt endlich, Herr, durch Deinen Geist,
wo Freud' und Wonne stehet.

17 Du bist mein Vater, ich Dein Kind,
was ich bei mir nicht hab' und find',
hast Du zu aller Gnüge:
so hilf nun, daß ich meinen Stand
wohl halt' und herrlich siege.

18 Dein soll sein aller Ruhm und Ehr',
ich will Dein Thun je mehr und mehr
aus hocherfreuter Seelen,
vor Deinem Volk und aller Welt,
so lang' ich leb' erzählen.

Text Information
First Line: Ich weiß, mein Gott! daß all' mein Thun
Author: Paul Gerhard (1676)
Language: German
Publication Date: 1848
Topic: Gesänge vom Leben der Gläubigen; Songs from the Life of the Faithful
Notes: Mel. In Dich hab ich gehoffet Herr.
Tune Information
(No tune information)



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