188. Zeuch ein zu Deinen Thoren

1 Zeuch ein zu Deinen Thoren,
sei meines Herzens Gast,
der Du, da ich geboren,
mich neu geboren hast:
o hochgeliebter Geist
des Vaters und des Sohnes,
mit beiden gleiches Thrones,
mit beiden gleich gepreißt.

2 Zeuch ein, laß mich empfinden
und schmecken Deine Kraft,
die Kraft, die uns von Sünden
Hülf' und Errettung schafft.
Entsünd'ge meinen Sinn,
daß ich mit reinem Geiste
Dir Ehr' und Dienste leiste,
die ich Dir schuldig bin.

3 Ich war ein wilder Reben,
Du hast mich gut gemacht,
der Tod durchdrang mein Leben,
Du hast ihn umgebracht
und in der Tauf' erstickt,
als wie in einer Fluthe
mit dessen Tod und Blute,
der uns im Tod' erquickt.

4 Du bist das heil'ge Oele,
dadurch gesalbet ist,
mein Leib und meine Seele,
dem Herren Jesu Christ
zum wahren Eigenthum,
zum Priester und Propheten,
zum König, den in Nöthen
Gott schützt im Heiligthum.

5 Du bist ein Geist, der lehret,
wie man recht beten soll;
Dein Beten wird erhöret,
Dein Singen klinget wohl;
es steigt zum Himmel an,
es steigt und läßt nicht abe,
bis der geholfen habe,
der allein helfen kann.

6 Du bist ein Geist der Freuden,
von Trauren hältst Du nicht,
erleuchtest uns im Leiden
mit Deines Trostes Licht.
Ach ja! wie manchesmal
hast Du mit süßen Worten
mir aufgethan die Pforten
zum güld'nen Himmels-Saal.

7 Du bist ein Geist der Liebe,
ein Freund der Freundlichkeit,
willt nicht, daß uns betrübe
Zorn, Zank, Haß, Neid und Streit.
Der Feindschaft bist Du feind,
willt daß durch Liebesflammen
sich wieder thun zusammen,
die voller Zwietracht feind.

8 Du Herr, hast selbst in Händen
die ganze weite Welt,
kannst Menschen-Herzen wenden
wie Dir es wohl gefällt;
so gieb doch Deine Gnad
zum Fried und Liebesb-Banden,
verknüpf in allen Landen,
was sich getrennet hat.

9 Erhebe Dich und steure
dem Herzleid auf der Erd',
bring wieder und erneu're
die Wohlfahrt Deiner Heerd'.
Laß blühen wie zuvorn,
die Länder, so verheeret,
die Kirchen, so zerstöret
durch Krieg und Feuers-Zorn.

10 Regier', schirm benedeie
die Obrigkeit im land,
Dein' Lieb' und Gnad verneue
die Alten mit Verstand;
gieb freidsam Regiment,
mach fromm die liebe Jugend,
daß Dein' göttlich tugend
dem volk werd' wohl bekannt.

11 Erfülle die Gemüther
mit reiner Glaubens-Zier,
die Häuser und die Güter
mit Segen für und für;
vertreib den bösen Geist,
der Dir sich widersetzet,
und, was Dein Herz ergetzet
aus unserm Herzen reißt.

12 Gieb Freudigkeit und Stärke,
zu stehen in dem Streit,
den Satans Reich und Werke
uns täglich anerbeut;
hilf kämpfen ritterlich,
damit wir überwinden
und ja zum Dienst der Sünden
kein Christ ergebe sich.

13 Richt' unser ganzes Leben
all'zeit nach Deinem Sinn,
und wenn wir's sollen geben
in's Todes Hände hin,
wenn's mit uns hier wird aus:
so hilf uns fröhlich sterben
und nach dem Tod ererben
des ew'gen Lebens Haus.

Text Information
First Line: Zeuch ein zu Deinen Thoren
Author: Paul Gerhardt
Language: German
Publication Date: 1848
Topic: Gesänge aufs heilige Pfingst-Fest; Pentecost
Notes: Mel. Zeuch ein zu Deinen Thoren
Tune Information
(No tune information)



Suggestions or corrections? Contact us