220. Zeuch ein zu meinen Thoren

1 Zeuch ein zu meinen Thoren,
sei meines Herzens Gast,
der du, da ich geboren,
mich neu geboren hast,
o hochgeliebter Geist
des Vaters und des Sohnes,
mit beiden gleiches Thrones,
mit beiden gleich gepreißt.

2 Zeuch ein, laß mich empfinden
und schmecken deine Kraft,
die Kraft, die uns von Sünden
Hülf und Errettung schafft.
Entsünd'ge meinen Sinn,
daß ich mit reinem Geiste
dir Ehr und Dienste leiste,
die ich dir schuldig bin.

3 Ich war ein wilder Reben,
du hast mich gut gemacht,
der Tod durchdrang mein Leben,
du hast ihn umgebracht
und in der Tauf erstickt,
als wie in einer Fluthe
mit dessen Tod und Blute,
der uns im Tod erquickt.

4 Du bist das heilige Oele,
dadurch gesalbet ist,
mein Leib und meine Seele
dem Herren Jesu Christ
zum wahren Eigenthum,
zum Priester und Propheten,
zum König, den in Nöthen
Gott schützt im Heiligthum.

5 Du bist ein Geist, der lehret,
wie man recht beten soll;
dein Beten wird erhöret,
dein Singen klinget wohl;
es steigt zum Himmel an,
es steigt und läßt nicht abe,
bis der geholfen habe,
der allein helfen kann.

6 Du bist ein Geist der Freuden,
von Trauren hältst du nicht,
erleuchtest uns im Leiden
mit deines Trostes Licht.
Ach ja, wie manchesmal
hast du mit süßen Worten
mir aufgethan die Pforten
zum güld'nen Freudensaal.

7 Du bist ein Geist der Liebe,
ein Freund der Freundlichkeit,
willst nicht, daß uns betrübe
Zorn, Zank, Haß, Neid und Streit.
Der Feindschaft bist du Feind,
willst daß durch Liebesflammen
sich wieder thun zusammen,
die voller Zwietracht feind.

8 Du, Herr, hast selbst in Händen
die ganze weite Welt,
kannst Menschenherzen wenden
wie dir es wohlgefällt;
so gieb doch deine Gnad
zum Fried und Liebesbanden,
verknüpf in allen Landen,
was sich getrennet hat.

9 Erhebe dich und steure
dem Herzleid auf der Erd,
bring wieder und erneure
die Wohlfahrt deiner Heerd.
Laß blühen wie zuvorn,
die Länder, so verheeret,
die Kirchen, so zerstöret
durch Krieg und Feuerszorn.

10 Beschirm die Obrigkeiten
von deines Himmels Thron;
gieb uns getroste Zeiten,
schmück als mit einer Kron,
die alten mit Verstand,
mit Frömmigkeit die Jugend,
mit Gottesfurcht die Tugend
das Volk im ganzen Land.

11 Erfülle die Gemüther
mit reiner Glaubenszier,
die Häuser und die Güter
mit Segen für und für;
vertreib den bösen Geist,
der dir sich widersetzet,
und was dein Herz ergötzet
aus unserm Herzen reißt.

12 Gieb Freudigkeit und Stärke,
zu stehen in dem Streit,
den Satans Reich und Werke
uns täglich anerbeut;
hilf kämpfen ritterlich,
damit wir überwinden
und ja zum Dienst der Sünden
kein Christ ergebe sich.

13 Richt unser ganzes Leben
allzeit nach deinem Sinn,
und, wenn wir's sollen geben
in Todes Hände hin,
wenn's mit uns hier wird aus,
so hilf uns fröhlich sterben
und nach dem Tod ererben
des ewgen Lebens Haus.

Text Information
First Line: Zeuch ein zu meinen Thoren
Author: Paul Gerhardt, 1606-1676
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Pfingsten; Pentecost
Notes: Mel. Von Gott will ich nicht
Tune Information
(No tune information)



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