57. Der Tag ist hin

1 Der Tag ist hin
mein Geist und Sinn
sehnt sich nach jenem Tage,
der uns völlig machen wird
frey von aller Plage.

2 Die Nacht ist da,
sey du mir nah,
Jesu, mit hellen Kerzen:
Treib der Sünden Dunkelheit
weg aus meinem Herzen.

3 Der Sonnen Licht
uns jetzt gebricht:
O unerschaffne Sonne,
brich mit deinem Licht herfür,
mir zur Freud und Wonne.

4 Des Monden Schein
fällt nun herein,
die Finsterniß zu mindern;
Ach! daß nichts Veränderlichs
meinen Lauf möcht hindern.

5 Das Sternen-Herr
zu Gottes Ehr
am blauen Himmel wimmert!
wohl dem, der in jener Welt
gleich den Sternen schimmert.

6 Was sich geregt
und vor bewegt,
ruht itzt von seinen Werken:
laß mich, Herr, in stiller Ruh
dein Werk in mir merken.

7 Ein jeder will,
bey solcher Still
der süssen Ruhe pflegen:
laß die Unruh dieser Zeit,
Jesu, bald sich legen.

8 Ich selbst will auch,
nach meinem Brauch,
nun in meine Bettlein steigen:
laß mein Herz zu deinem sich
Als zum BettLWIN neigen.

9 Halt du die Wach,
damit kein Ach
und Schmerz den Geist berühre,
sende deiner Engel Schaar,
die mein Bettlein ziere.

10 Wenn aber soll
der Wechsel wohl
der Tag' und Nächte weichen?
wenn der Tag anbrechen wird,
dem kein Tag zu gleichen.

11 In jener Welt,
da diese fällt,
die Zion noch macht weinen,
soll nach heller siebenmal
Mond und Sterne scheinen.

12 Alsdenn wird nicht
der Sonnen Licht
Jerusalem verliern:
denn das Lamm ist selbst das Licht
das die Stadt wird zieren.

13 Halleluja!
Ey wär ich da,
da alles lieblich klinget,
da man ohn Abwechselung
heilig, heilig singet?

14 O Jesu du,
mein Hülf und Ruh!
laß mich dahin gelangen,
daß ich mög in deinem Glanz
vor dir ewig prangen.

Text Information
First Line: Der Tag ist hin
Language: German
Publication Date: 1792
Notes: Mel. O Traurigkeit, o H.
Tune Information
(No tune information)



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