221. Jesu! der du meine seele

1. Jesu! der du meine seele
Hast, durch deine bittern tod,
Aus des teufels finstern höhle
Und der schweren sündennoth
Kräftiglich herausgerissen,
Und mich solches lassen wissen
Durch dein angenehmes wort,
Sei doch jetzt, o Gott! mein hort.

2. Treulich hast du ja gesuchet
Die verlorne schäfelein,
Als sie liefen ganz verfluchet
In der höllen pfuhl hinein;
Ja, du satansüberwinder,
Hast die hochbetrübten sünder
So gerufen zu der buß',
Daß ich billig kommen muß.

3. Ach! ich bin ein kind der sünden,
Ach! ich irre weit und breit;
Es ist nichts an mir zu finden,
Als nur ungerechtigkeit:
All mein tichten, all mein trachten,
Heißet unsern Gott verachten:
Böslich leb' ich ganz und gar,
Und sehr gottlos immerdar.

4. Herr! ich muß es ja bekennen,
Daß nichts gutes wohnt in mir,
Das zwar, was wir wollen nennen,
Halt' ich meiner seelen für;
Aber fleisch und blut zu zwingen,
Und das gute zu vollbringen,
Folget gar nicht, wie es soll,
Was ich nicht will, thu' ich wohl.

5. Aber, Herr! ich kann nicht wissen,
Wie viel meiner fehler sein,
Mein gemüth ist ganz zerrissen
Durch der sünden schmerz und pein,
Und mein herz ist matt von sorgen:
Ach! vergib mir, das verborgen!
Rechne nicht der missethat,
Die dich, Herr! erzürnet hat.

6. Jesu! du hast weggenommen
Meine schulden durch dein blut,
Laß es, o Erlöser! kommen
Meiner seligkeit zu gut;
Und dieweil du sehr zerschlagen,
Hast die sünd' am kreuz getragen,
Ei! so sprich mich endlich frei,
Daß ich ganz dein eigen sei.

7. Weil mich auch der höllen schrecken
Und des satans grimmigkeit
Vielmals pflegen aufzuwecken,
Und zu führen in den streit;
Daß ich schier muß unten liegen,
Ach! so hilf, Herr Jesu! seigen;
O du meine zuversicht!
Laß mich ja verzagen nicht.

8. Deine rothgefärbten wunden,
Deine nägel, kron' und grab,
Deine schenkel fest gebunden,
Wenden alle plagen ab,
Deine pein und blutig's schwitzen,
Deine striemen, schläg' und ritzen,
Deine marter, angst und stich,
O Herr Jesu! trösten mich.

9. Wann ich vor gericht soll treten,
Da man nicht entfliehen kann,
Ach! so wollest du mich retten,
Und dich meiner nehmen an;
Du allein, Herr! kannst es wahren,
Daß ich nicht den fluch darf hören:
Ihr von meiner linken hand,
Seid von mir noch nie erkannt.

10. Du ergründest meine schmerzen,
Du erkennest meine pein,
Es ist nichts in meinem herzen,
Als dein herber tod allein;
Dies mein herz mit leid vermenget,
Das dein teures blut besprenget,
So am kreuz vergossen ist,
Geb' ich dir, Herr Jesu Christ!

11. Nun ich weiß, du wirst mir stillen
Mein gewissen, das mich plagt,
Es wird diene treu' erfüllen,
Was du selber hast gesagt,
Daß auf dieser weiten erden
Keiner soll verloren werden,
Sondern ewig leben soll,
Wenn er nur ist glaubensvoll.

12. Herr! ich gläube, hilf mir schwachen,
Laß mich ja verzagen nicht,
Du, du kannst mich stärker machen,
Wenn mich sünd' und tod anficht.
Deiner güte will ich trauen,
Bis ich fröhlich werde schauen,
Dich, Herr Jesu! nach dem streit,
In der frohen ewigkeit.

Text Information
First Line: Jesu! der du meine seele
Author: Johann Rist (1667)
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Buß=und Beicht-Lieder
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