674. O frommer und getreuer Gott

1 O frommer und getruere gott
Aller, dir auf dich hoffen!
Es hat uns eine schwere noth
Durch deine hand getroffen;
Dein zorn der drückt und mit gewalt,
Und wirft die menschen, jung und alt,
Mit pestilienz darnieder.

2 Du bist gerecht und dein gericht
Kan unser keiner strafen:
Von ween unsrer sünd geschicht,
DaΩs wir (o schnell entschlafen.
Ja, unsre grosse missethat
Dich so gar hoch bewogen hat,
Den pfeil in uns zu schiessen.

3 O Herr, vergib, und straf uns nicht
Im zorn so gar gescwinde:
Kehr doch dein Vater-angesicht
Zu deinem lieben kinde:
Laß fallen den gerechten grimm;
Zu gnaden uns aufs neu annim,
Um deines namens willen.

4 Sieh, Herr, wie wir betrübet gehn,
Kraftlos, mit furcht umgeben;
In angst und grossen sorgen stehn,
Und in viel kummer schweben:
Die nachbarschaft sich vor uns scheut,
Ein jeder vor uns flieht und läuft,
Als wären wir verbannet.

5 Lehr-amt und andre ordnung mehr,
Geht nicht in vollem schwange;
All unsre nahrung welket sehr,
Uns ist von herzen bange,
Und wissen weder aus noch ein,
O Vater! sieh doch gnädig drein,
Und thu uns wider trösten.

6 Las ob von uns mit deiner ruth,
Nim sie von unserm rücken;
Was hast du nut an unserm blut,
Wenns thuth der tod hinzücken?
Ein todter körper dich nicht preis't,
Noch jemand zur erkennt nitz weis't
Deines hochheilgen namens.

7 Erzeig uns gnad, o frommer Herr,
Thu deinen grimm aufheben,
Und sey mit deiner hülf nicht fern,
Du hast ja lust zum leben,
Und bist ein Gott von wahrheit vest;
Der seinen zorn bald fahren läßt,
Wenn man dich herzlich bittet.

8 O Jesu Christe, unser heil,
Thu alles unglück wenden,
Nim doch den bogen und dir pfeil
Aus des verderbers händen;
Ach! heiß ihn einmal hören auf,
Daß er nicht so geschwinde lauf,
Zu würgen deine brüder.

9 Dein will gescheh! wir bitten all,
In noth uns nicht verlasse:
Hilf uns nach deinem wohlgefall'n,
Du weißt die rechte masse,
Und wirst wohl deine zeit ersehn,
Wenn uns hierin soll hülf geschehn;
Wir wollen dir vertrauen.

10 O heil'ger Geist, mit deiner kraft,
Die sterben sollen, stärke,
Das man des glaubens ritterschaft
An ihrem end vermerkt;
Und sie also mit fried und freud
Den abschied nehmen aus der zeit,
In Christo, unserm Herren.

Text Information
First Line: O frommer und getreuer Gott
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: In gemeiner Noth; In Distress
Notes: Mel. Aus tiefer noth schrey.
Tune Information
(No tune information)



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