468. Schwing dich auf zu deinem Gott

1 Schwing dich auf zu deinem Gott,
Du betrübte seele;
Warum liegst du, Gott zum spott,
In der schwermuths höle?
Merkst du nicht des satans list?
Er will durch sein kämpfen,
Deinen trost, den Jesus Christ
Dir erworben, dämpfen.

2 Richte dich im glauben auf,
Denn die alte schlange
Hindert nicht den pilgrims-lauf,
Ob sie schon macht bange:
Freude dich, dien Heiland lebt,
Der ihr haupt zerbrochen,
Er hat was dir widerstrebt
Durch den tod gebrochen.

3 Wirfst sie mir mein sünden für:
Ey, wer hat befohlen,
Daß das urtheil über mir
Ich bey ihr soll holen:
Wer hat ihr die macht geschenkt,
Andre zu verdammen,
Der du selbst doch liegst versenkt
In der höllen flammen.

4 Hab ich was nicht recht gethan,
Ist mirs leid von herzen:
Da hingegen nehm ich an
Christi blut und schmerzen;
Denn das ist die ranzion
Meiner missethaten,
Bring ich dis vor Gottes thron,
Ist mir wohl gerathen.

5 Christi unschuld ist mein ruhm,
Sein recht meine krone,
Sein verdienst mein eigenthum,
Da ich frölich wohne,
Als in einem vesten schloß,
Das kein feind kan fällen,
Brächt er gleich davor geschoß
Und die macht der höllen.

6 Stürme, teufel, höll und tod,
Was könt ihr mir schaden?
Deckt mich doch in meiner noth
Gott mir seiner gnaden,
Der Gott, der mir seinen Sohn
Selbst verehrt aus liebe,
Daß der ew'ge spott und hohn
Mich dort nicht betrübe.

7 Schreye, tolle welt, es sey
Mir Gott nicht gewogen!
Es ist lauter täuscherey
Und im grund erlogen.
Wäre Gott mir gram und feind,
Würd er seine gaben,
Die mein eigen worden seyn,
Wohl behalten haben.

8 Denn was ist im himmelszeit,
Was im tiefer meere,
Was ist gutes in der welt,
Das mir nicht gut wäre?
Glänzt nicht mir das sternen-licht?
Wozu ist gegeben
Luft und wasser? dient es nicht
Mir und meinem leben?

9 Warum wird das erdreich naß
Von dem thau und regen?
Warum grünet laub und gras?
Warum fültt der segen
Berg und thäler, feld und wald?
Wahrlich, mir zur freude,
Daß ich meines aufensthalt
hab und leibes-weide.

10 Meine seele lebt in mir
Durch die süsse lehren,
So die christen mit gebühr
Alle tage hören.
Gott errössnet früh und spat
Meinen geist und sinnen,
Daß sie seines Geistes gnad
In sich ziehen können.

11 Was sind der propheten wort,
Und apostel schreiben,
Als ein licht am dunkeln ort,
Fackeln, die vertreiben
Meines herzens finsterniß,
Und in glabens-sachen
Das gewissen sein gewiß
Und recht veste machen.

12 Nun auf diesen heil'gen grund
Bauet mein gemüthe,
Vest steht Gottes gnaden-bund,
Satan, tobe, wüte;
Du mußt wahrlich lassen stehn,
Was Gott aufgerichtet,
Aber schändlich muß vergehn,
Was der feind erdichtet.

13 Ich bin Gottes, Gott ist mein:
Wer ist, der uns scheide?
Dringt das liebe creutz herein
Samt dem bittern leide;
Laß es dringen, kömmt es doch
Von geliebten händen,
Und wird mir ein sanftes joch
Bis es Gott wird wenden.

14 Kinder, die der vater soll
Ziehn zu allem guten,
Die gerathen selten wohl
Ohne zucht und ruthen;
Bin ich denn nun Gottes kind,
Warum will ich fliehen,
Wenn er mich von meiner sünd'
Auf was guts will ziehen?

15 Es ist herzlich gut gemeint
Mit der christen plagen,
Wer hier zeitlich wohl geweint,
Darf nicht ewig klagen,
Sondern hat vollkommne lust
Dort in Salems mauren,
Wo in der erfreuten brust
Nichts von angst und trauren.

16 Gottes kinder säen zwar
Traurig und mit thränen.
Aber endlich bringt das jahr,
Wornach sie sich sehnen;
Denn es kommt die erndte zeit,
Da sie garben machen,
Da wird all ihr gram und leid
Lauter freud und lachen.

Text Information
First Line: Schwing dich auf zu deinem Gott
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der Rechtfertigung und dem daher entstehenden Frieden; Justification and the Resulting Peace
Notes: Mel. O hilf, Christe, Gott.
Tune Information
(No tune information)



Suggestions or corrections? Contact us