394. Ich weiß, mein Gott! daß all mein thun

1 Ich weiß, mein Gott! daß all mein thun
Und werk auf deinem willen ruhn,
Von dir kömt glück und segen;
Was du regierst, das geht und steht
Auf rechten guten wegen.

2 Es steht in keines menschen macht,
Daß sein rath werd ins werk gebracht,
Und seines gang's sich freue:
Des Höchsten rath, der machts allein,
Daß menschen rath gedeye.

3 Oft denkt der mensch in seinem muth,
Dis oder jenes sey ihm gut,
Und ist doch weit gefehlet;
Oft sieht er auch für schädlich an,
Was doch Gott selbst erwählet.

4 So fängt auch oft ein weiser mann
Ein gutes werk zwar frölich an,
Und bringts doch nicht zu stande;
Er baut ein schloß und festes haus,
Doch nur auf lauterm sande.

5 Wie mancher ist in seinem sinn
Fast über berg und spitzen hin,
Und eh' er sichs versiehet,
So liegt er da, und hat sein fuß
Vergebens sich bemühet.

6 Drum lieber Vater! der du kron
Und scepter trägst in deinem thron,
Und aus den wolken blitzest,
Vernim mein wort, und höre mich
Vom stuhle, da du sitzest.

7 Verleihe mir das edle licht,
Das sich von deinem angesicht
In fromme seelen strecket,
Und da der rechten wahrheit kraft
Durch deine kraft erwecket.

8 Gib mir verstand aus deiner höh,
Auf daß ich ja nicht ruh und steh
Auf meinem eignen willen;
Sey du mein freund und treuer rath,
Was recht ist, zu erfüllen.

9 Prüf alles wohl, und was mir gut,
Das gib mir ein; was fleisch und blut
Erwählet, das verwehre.
Der höchste zweck, das beste theil,
Sey deine lieb und ehre.

10 Was dir gefällt, das laß auch mir,
O meiner seelen sonn und zier!
Gefallen und belieben;
Was dir zuwider, laß mich nicht
Im werk und that verüben.

11 Ists werk von dir, so hilfs zu glück;
Ist's menschen-thun, so treibs zurück
Und ändre meine sinnen.
Was du nicht wirkst, pflegt von ihm selbst
In kurzem zu zerrinnen.

12 Solt aber dein und unser feind,
An dem, was dein herz gut gemeynt,
Beginnen sich zu rächen;
Ist das mein trost, daß seinen aorn
Du leichtlich könnest brechen.

13 Tritt du zu mir und mache leicht,
Was mir sonst fast unmöglich deucht,
Und bring zu gutem ende,
Was du selbst angefangen hast,
Durch weisheit deiner hände.

14 Ist gleich der anfang etwas schwer,
Und muß ich auch ins tiefe meer
Der bittern sorgen treten;
So treib mich nur ohn unterlaß
Zum seufzen und zum beten.

15 Wer fleißig betet und dir traut,
Wird alles, da ihm sonst vor graut,
Mit tapferm muth bezwingen;
Sein sorgenstein wird in der eil,
In tausend stücken springen.

16 Der weg zum guten ist fehr wild,
Mit dorn und hecken ausgefüllt:
Doch wer ihn freudig gehet,
Kömmt endlich, Herr! durch deinen geist,
Wo freud und wonne stehet.

17 Du bist mein Vater, ich dein kind,
Was ich bey mir nicht hab und find,
Hast du zu aller gnüge;
So hilf nun, daß ich meinen stand
Wohl halt, und herrlich siege.

18 Dein soll seyn aller ruhm und ehr,
Ich will dein thun je mehr und mehr
Aus hoch-erfreuter seelen,
Vor deinem volk und aller welt,
So lang ich leb, erzehlen.

Text Information
First Line: Ich weiß, mein Gott! daß all mein thun
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom Creutz und Leiden; Of the Cross and Suffering
Notes: Mel. Wir fühlen heute liebes
Tune Information
(No tune information)



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