374. Wie ist die welt so feindschaft-voll

1 Wie ist die welt so feindschaft-voll!
Ein lebt in rachgier, streit und groll,
Und will sich nicht versöhnen:
Man kommt zum altar ohne scheu,
Im beuchel-glauben, ohne reu,
Und meynt doch Gott zu dienen.

2 Allein wer opfert sein geschenk
Und wird nicht vorher eingedenk,
Daß er was widrigs habe
And seinem bruder, hat kein theil
An Jesu tod, und ist ein greul
Mit seiner opfer-gabe.

3 Wer seinem bruder nicht vergiebt,
Noch ihn von reinem herzen liebt,
Der kan Gott nimmer lieben:
Er ist aus Chains word-geschlecht,
Und ein verdammter sünden-knecht,
Dran Gott wir4d rache üben.

4 O mensch! geb einmal in dien herz,
Und treibt ferner keinen scherz
Mit Gottes wort im leben;
Der Heiland spricht: Wer nicht vergiebt
Dem nächsten, sondern feindschaft übt,
Wird sünden nicht vergeben.

5 Bewahre mich, Herr Jesu Christ,
Daß meine seele nicht vergißt,
Was du mir vorgeschrieden;
Laß mich vergeben siebenmal,
Und mehr als zehnfach an der zahl,
Und meinen bruder lieben.

6 Ihr menschen-kinder, folges nach,
Denn dis ist eine grosse sach,
Ihr müsset dem vergeben,
Der euch allhier beleidigt hat,
Drum folgt gehorsam Jesu raht:
Wer dis thut, der wird leben!

Text Information
First Line: Wie ist die welt so feindschaft-voll
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der brüderlichen und allgemeinen Liebe; Brotherly and Universal Love
Notes: Mel. Kommt her zu mir, spricht.
Tune Information
(No tune information)



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