274. Mein Jesu, dem die Seraphinen

1 Mein Jesu, dem die Seraphinen
Im glanz der höchsten majestät
Selbst mit bedecktem antlitz dienen,
Wenn dein befehl an sie ergebt;
Wie solten blöde fleisches-augen,
Die der verhaßten sünden-nacht
Mit ihrem scharten trüb gemacht,
Dien helles licht zu schauen taugen?

2 Doch gönne meinen gluabens-blicken
Den eingang in dein heiligthum;
Laß deine gnade mich erquicken,
Zu mienem heil und einem ruhm.
Reich deinen scepter meiner seele,
Die sich, wie Ester vor dir neight,
Und dir als deine bruat sich zeigt;
Sprit: ja, du bists, die ich erwehle.

3 Sey gnädig, Jesu, voller güte,
Dem herzen, das nach gnade lechzt!
Hör wie die zung in dem gemüthe:
Gott, sey mir armen gnädig! ächzt.
Ich weis, du kanst mich nicht verstossen:
Wie köntest du ungnädig seyn
Dem, den dein blut von schuld und pein
Erlös't da es so reich geflossen?

4 Ich fall in dine gnaden-hände,
Und, bitte mit dem glaubens-küs:
Gerechter König, wende, wende
Die gnade zu der herzens-buß,
Ich bin gerecht, durch deine wunden,
Es ist nichts sträflichs mehr an mir.
Bin aber ich versöhnt mit dir,
So bleib ich auch mit dir verbunden.

5 Ach! laß mich deine weißheit leitne,
Und nim ihr licht nicht von mir weg:
Stell deine gnade mir zur feiten,
Daß ich auf dir beliebrem steg
Beständig bis ans ende wandle,
Damit ich auch in dieser zeit
In lieb und herzens-freundlichkeit
Nach deinem wort und willen handle.

6 Reich mir die wassen aus der höhe,
Und stärke mich durch dene macht,
Daß ich im glauben sieg und stehe,
Wenn stärk und list der feinde wacht:
So wird dein gnadenreich auf erden,
Das uns zu deiner ahre fürht,
Und endlich gar mit kronen ziert,
Auch in mir ausgebreitet werden.

7 Ja, ja, mein herz will dich umfassen,
Erwehl es, Herr, zu deinem thron.
Hast du aus lieb ehmals berlassen
Des himmels, pracht und dine kron:
So würd'ge auch mein herz, o leben,
Und laß es deine wohnung seyn,
Bis du, wenn dieser bau fällt ein,
Mich wirst in deinen himmel heben.

8 Ich steig hinauf zu dir im glauben,
Steig du in lieb herab zu mir!
Laß mir nichts diese freude rauben,
Erfülle mich nur ganz mit dir.
Ich will dich fürchten lieben, ehren,
So lang in mir das herz sich regt,
Und wenn desselb auch nicht mehr schlägt;
So soll doch noch die liebe währen.

Text Information
First Line: Mein Jesu, dem die Seraphinen
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom wahren Glauben; True Faith
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