187. Weicht ihr finstern sorgen!

1 Weicht ihr finstern sorgen!
Denn auf heut und morgen
Sorgt ein andrer mann.
Laßt mich einst mit frieden.
Dem hab ichs beschieden,
Der es desser kann.
Schreyt die welt gleich immer: geld!
Ich will hosianna schreyen,
Glauben und mich freuen.

2 Gott hat zu bezahlen.
Das ist ohne prohlen,
Mein gewisser schatz.
alles fällt vom himmel.
sorgendem gewimmel
Geb ich keinen platz.
Sonnenschein und frölich seyn,
Fetter thau und kühler regen
Ist des himmels segen.

3 hab ich keinen heller,
Weder broct noch teller,
Weder sach noch dach;
Reissen meine kielder,
Sagen andre: Leider!
Schreyen, weh und ach:
Sing ich doch,
Und glaube noch.
Ich will ruhen, trinken, speisen,
Und den Vater priesen.

4 Der die haare zählet,
Dem kein sperling fehlet,
Der die raben speißt:
Der hat mich geschaffen,
Der bedarf kein schlasen.
Der ist nicht verreißt.
Der den sohn
So lange schon
Für mein heil das hin gegeben
Der ist noch am leben.

5 Mir den erden schenken,
Und sich doch bedenken,
Wenns am drodte fehlt:
Das ist ohne zweifel
Ein gedicht vom teufel,
Der di herzen quält.
Bösewicht,
Begreifft du's nicht?
Der sein kind nicht abgeschlagen,
Was wird er versagen?

6 Der die seele speiset,
Und ihr mehr erweiset,
Als den werth der welt;
Der mir leib und leben
Wunderbar gegeben,
Wunderbarerhält;
Der es kan
Und ders gethan
Diesen traget erst zu grabe
Eh ich mangel habe.

7 Wenn ich ihn erkenne,
Und ihn Abba nenne,
Wie sein Geist mich lehrt;
So bin ich, der sünder,
In der zahl der kinder,
die er bitten hört.
Mein gebet
Wird nicht verschmäht.
Vater heissen, kinder haben,
Das erfordert gaben.

8 Bin ich werth geachtet,
Daß man den geschlachtet,
Der mein bürge war;
Zählt sein heisses bluten
Unschätbare fluten
Mir zur lüfung dar;
Giebt et sich
Zum fluch für mich
O so gelt ich ohne kronen
Mehr als millionen.

9 Der für mich gefastet,
Seiten recht gerastet,
Oft mit kummer aß:
Der dich arm gegeben,
Und im ganzen leben
Nur zur miethe faß:
Gottes Lamm,
Mein bräutigam,
Untersagt mir alle sorgen.
Er bezahlt mein borgen.

10 Er hat mich erkaufet,
Durch sein blut getaufet,
Und zu sich bekehrt.
Ach, wie hat sein lieben
Ihn nach mir getrieben
Bis ich ihn gehört1
Sollt er nun
So lieblos thun?
Sollt er eins von seinen schaafen
Mit verhungern strafen?

11 Nein, er wird mich kleiden,
Speisen, tränken, weiden,
Mein versorger seyn!
Steht er gleich von ferne:
Wenn ich warten lerne,
Kehrt er bey mir ein.
Ist es leer,
So giebt her.
Und nach überstandnen proben
Werd ich frölich loben.

12 Nun so weicht, ihr sorgen!
Denn auf heut und morgen
Sorgt ein andrer mann.
ich will ruhig bleiben,
Meine arbeit treiden,
Wie ich immer kan.
Christi blut stärkt meinen muth,
Und läßt mich in noth und plagen
Nimmermehr versagen.

Text Information
First Line: Weicht ihr finstern sorgen!
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von göttlicher Vorsorge und Regierung; Divine Providence and Government
Notes: Mel. Jesu, meine freude.
Tune Information
(No tune information)



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