149. Seligstes wesen, unendliche wonne

1 Seligstes wesen, unendliche wonne,
Abgrund der allervolkommensten lust,
Ewige herrlichket, prächtigste sonne,
Der nie verändrung und wechsel bewußt,
Laß mich dich loben,
Bis einst dort oben,
Wo dich die engel und menschen besingen,
Meine verherrlichte junge wird klingen.

2 Sönne von ferne doch einig blicke,
Deiner im glauben vermähleten braut,
Bis ich dir seele einst freudig hinschicke,
Da sie dich, wie du bist, selig beichaut,
Wenn ich dein lieben
Stetig kann üben;
Und mit richt frommen und reinem gewissen
Werd' deine ruhe und wollust geniessen.

3 Der du dich in dir und druch dich erfreuest,
Eh dieses alles sein wesen gewann,
Auch was erquickend ist,
Jedem verleibest,
Das sich doch selber beleben nicht kan;
Heiligste güte,
Laß mien gemüthe
In dir sich allezeit freudig erweisen,
Das dich doch nimmer genugsam kan preisen.

4 Lob ich finsterniß, machet dein glänzen
Selber das todesthal mir wieder licht:
Fall ich in ohnmacht, und schwebe in grenzen
Schwerer verzweiselung,
Läß-st du mich nicht.
Endlich im sterben
Muß ich ererben,
Durch dich und in dir, ein ewiges leben,
Das nur das seligste wesen kan geben.

5 Schüttert die erde und dennert der himmel,
Tobet und schnaubet die rasnde welt;
Bleibt mir doch mirten in solchem getümmel
Noch meine seligkeit veste gestellt;
Wenn dien erbarmen
Sich laßt unarmen
von dem, ders klügste und seligste wesen
Ihm hat zum selfen und ruhe erlesen.

6 Wird meine seele im glauben auch lichte:
Dank ich es seligste sonne, nur dir.
Wenn ich mein seufzen gen himmel anrichte;
Merk ich im herzen auch balde, was mir
Von dir bestimmet,
Weil schon anglimmet.
Was mich soll ewig und welig ergetzen,
Wenn du in deine ruh mich writst einsetzen.

7 So bist du selig, und theilest mit abe,
Lässest auch keinem geschöpfe die macht,
Daß es von mutterleib bis bin zum grabe,
Dem, den du deiner gunst würdig geacht't,
Zu schaden tauge,
Ja daß kein auge
Solt es gleich himmel und erden durchgehen,
Einen unseligen christen kan fehen.

8 Bin ich denn selig, so laß mich es merken,
Schreib es durch deinen Geist mir recht in sinn,
Und reiß im glauben und seligen werken
Mich von der eitelkeit, Wenn du wilt, hin,
Wo man nach klagen
Freudig kan sagen:
Seht aus der schaar der elendesten Sünder
Machet der sel'ge Gott selige kinder.

Text Information
First Line: Seligstes wesen, unendliche wonne
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der Heiligen Dreyeinigkeit; Holy Trinity
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