610. Der Tag ist hin

1 Der Tag ist hin,
mein Geist und Sinn
sehnt sich nach jenem Tage.
der uns völlig machen wird
frei von aller Plage.

2 Die Nacht ist da,
sei du mir nah,
Jesu, mit hellen Kerzen;
treib der Sünden Dunkelheit
weg aus meinem Herzen.

3 Der Sonnen Licht
uns jetzt gebricht:
o unerschaffne Sonne,
brich mit deinem Licht hervor,
mir zur Freud und Wonne.

4 Des Mondes Schein
fällt nun herein,
die Finsterniß zu windern;
ach, daß nichts Veränderlichs
meinen Lauf möcht hindern.

5 Das Sternenherr
zu Gottes Ehr
am blauen Himmel flimmert:
wohl dem, der in jener Welt
gleich den Sternen schimmert!

6 Was sich geregt
und vor bewegt
ruht jetzt von seinen Werken:
laß mich, Herr, in stiller Ruh
dein Werk in mir merken.

7 Ein jeder will
bei solcher Still
der süßen Ruhe pflegen:
laß die Unruh dieser Zeit,
Jesu, bald sich legen.

8 Ich selbst will auch,
nach meinem Brauch
nun in mein Bettlein steigen:
laß mein Herz zu deinem sich
als zum Bettlein neigen.

9 Halt du die Wach,
damit kein Ach
und Schmerz den Geist berühre,
sende deiner Engel Schaar,
die mein Bettlein ziere.

10 Wenn aber soll
der Wechsel wohl
der Tag und Nächte weichen?
Wenn der Tag anbrechen wird,
dem kein Tag zu gleichen.

11 In jener Welt,
da diese fällt,
die Zion noch macht weinen,
soll nach heller siebenmal
Mond und Sterne scheinen.

12 Alsdenn wird nicht
der Sonnen Licht
Jerusalem verlieren;
denn das Lamm ist selbst das Licht
das die Stadt wird zieren.

13 Hallelujah
ei wär ich da,
da Alles lieblich klinget,
da man ohn Abwechselung
heilig, heilig singet.

14 O Jesu du,
mein Hülf und Ruh,
laß mich dahin gelangen,
daß ich mög in deinem Glanz
vor dir ewig prangen.

Text Information
First Line: Der Tag ist hin
Author: A. Freylinghausen, 1670-1739
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Abendlieder; Evening Songs
Notes: Mel. O Traurigkeit.
Tune Information
(No tune information)



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