552. Sorge doch für meine Kinder

1 Sorge doch für meine Kinder,
Vater, nimm dich ihrer an;
ob sie gleich vor dir sind Sünder,
find sie dir doch zuge than,
und durch deines Sohnes Blut
gleichwohl dein erworbnes Gut,
darum wirst du sie aus Gnaden
wohl beschützen und berathen.

2 Sie find dir von Kindesbeinen
und von ihrer ersten Stund zugeworfen
als die Deinen, und durch deinen
Gnadenbund hast du sie in ihrer Tauf
väterlich genommen auf,
daß sie, wenn sie sollten sterben,
wären deines Reiches Erben.

3 Du hast sie bisher genähret,
und so manchem Unglücksfall
mehr als väterlich gewehret,
die sie heir und überall
hätte leichtlich umgestürzt,
ja das leben abgekürzt:
aber deine Vatertreue
bleibt bei ihnen täglich neue.

4 Soll ich nicht für solche Güte
immer dir verpflichtet sein,
und mit dankbarem Gemüthe
solchen Glücks-und Segensschein
rühmen, und vor Jedermann
deine Wohlthat zeigen an?
Ach so müßt ich ganz vermessen
Gottes, meine Heils vergessen.

5 Sammeln andre große Schätze,
daß ihr Haus in solchem Heil
sich an Geld und Gut ergötze,
so bist du mein einzig Theil.
Bleib auch meiner Kinder Gott,
lasse sie in verderben,
bis sie endlich selig sterben.

6 Schütze sie vor bösen Leuten
und vor der Verführer Schaar,
das ihr Fuß nicht möge gleiten;
laß sie ihre Lebensjahr
in der Tugend bringen zu,
bis du sie, wie mich, zur Ruh
wirst ins kühle Grab versenken,
und die Seligkeit uns schenken.

7 Können sie in diesem Leben
hier, und wo es dir gefällt,
wa zu deinen Ehren geben,
so laß in der ganzen Welt
ihnen, wo sie immer gehn,
deine Furcht vor Augen stehn,
daß sie dich im Thun und Lassen
stets in ihre Herzen fassen.

8 Lasse sie auch meinen Feinden
nicht zum Hohn, o lieber Gott,
werden, noch auch meinen Freunden
eine Last, wenn eine Noth
und ein Unfall sie betrifft:
wehre selbsten allem Gift,
das die Feind nicht ihrer lachen,
und ihr Unglück großer machen.

9 Endlich, wenn die Jahr verflossen,
daß sie diese Lebenszeit
haben ehrlich hier genossen,
und sie in die Ewigkeit
sollen ihren Eintritt thun,
so laß alle Schmerzen ruhn,
und laß sie in ihrem Sterben
glaubensvoll den Himmel erden.

10 Gönne mir die großen Freuden,
das am lieben jüngsten Tag,
nach so vielem Kreuz und Leiden,
ich mit Jauchzen sagen mag:
Liebster Vater, ich bin hier,
und die Kinder, die du mir
hast in jener Welt bescheret.
Ewig sei dein Kam geehret.

Text Information
First Line: Sorge doch für meine Kinder
Author: J. L. Schlosser, 1702-1754
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Standes- und Berufslieder; State and Profession Songs
Notes: Mel. Freu dich sehr, o meine.
Tune Information
(No tune information)



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