484. Sieh, wie lieblich und wie fein

1 Sieh, wie lieblich und wie fein
ist's wenn Brüder friedlich sein,
wenn ihr Thun einträchtig ist,
ohne Falschheit, Trug und List!

2 Diesen ja verheißt der Herr,
reichen Segen nach Begehr,
und das Leben in der Zeit,
und auch dort in Ewigkeit.

3 Aber ach, wie ist die Lieb
so erloschen, daß kein Trieb
mehr auf Erden wird gespürt,
der des Andern herze rührt!

4 Jedermann lebt für sich hin
in der Welt nach seinem Sinn,
denkt an keinen andern nicht,
wo bleibt da die Liebespflicht.

5 O Herr Jesu, Gottes Sohn,
schaue doch von deinem Thron,
schaue die Zerstreuung an,
die kein Mensche bessern kann!

6 Sammle, großer Menschen-hirt,
Alles, ws sich hat verirrt:
laß in deinem Gnadenschein
Alles ganz vereinigt sein.

7 Gieß den Balsam deiner Kraft,
der dem Herzen Leben schaft,
tief in unser Herz hinein,
strahl in uns den Freudenschein.

8 Bind zusammen Herz und Herz,
laß uns trennen keinen Schmerz,
knüpfe selbst durch deine Hand
das geheilgte Brüderband.

9 So, wie Vater, Sohn und Geist
drei und doch nur Eines heißt,
wird vereingt ganz und gar
deine ganze Liebesschaar.

10 Was für Freude, was für Lust
wird uns da nicht seyn bewußt!
Was sie wünschet und begehrt,
wird von Gott ihr selbst gewährt.

11 Alles, was bisher verwundt,
wird mit Lob aus Einem Mund
preisen Gottes Liebesmacht,
wenn er All's in Eins gebracht.

12 Kraft, Lob, Ehr und Herrlichkeit
sei dem Höchsten allezeit,
der wie er ist drei in Ein,
uns in ihm läßt Eines sein!

Text Information
First Line: Sieh, wie lieblich und wie fein
Author: M. Müller, 1673-1704
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Vom christlichen Leben: Nächstenliebe; Christian Life: Charity
Notes: Mel. Nun komm, der Heiden.
Tune Information
(No tune information)



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