368. Schaffet, schaffet, Menschenkinder

1 Schaffet schaffet Menschenkinder;
schaffet eure Seligkeit;
bauet nicht, wie freche Sünder,
nur auf gegenwärtge Zeit,
sondern schauet über euch,
ringet nach dem Himmelreich,
und bemühet euch auf Erden,
wie ihr möget selig werden.

2 Daß nun dieses mag geschehen,
müßt ihr nicht nach Fleisch und blut,
und desselben Neigung gehen;
sondern, was Gott will und thut,
das muß einig und allein,
eures Lebens Richtschnur sein,
es mag Fleisch und blut in Allem
übel oder wohlgefallen.

3 Ihr habt Ursach zu bekennen,
daß in euch noch Sünde stectk,
daß ihr Fleisch von Fleisch zu nennen,
daß euch lauter Elend deckt,
und daß Gottes Gnadenkraft
nur allein das Gute schafft;
ja, daß außer seiner Gnade
in euch nichts denn Seelenschade.

4 Selig, wer im Glauben kämpfet;
selig, wer im Kampf besteht
und die Sünden in sich dämpfet;
selig, wer die Welt verschmäht!
Unter Christi Kreuzesschmach
jaget man dem Frieden nach.
Wer den Himmel will ererben
muß zuvor mit Christo sterben.

5 Werdet ihr nicht treulich ringen,
sondern träg und läßig sein
eure Neigung zu bezwingen,
so bricht eure Hoffnung ein.
Ohne tapfern Streit und krieg
folget niemals rechter Sieg;
wahren Siegern wird die Krone
beigelegt zum Gnadenlohne.

6 Mit der Welt sich lustig machen,
hat bei Christen keine Statt;
fleischlich Reden, Thun und Lachen
schwächt den Geist, und macht ihn matt.
Ach bei Christi Kreuzes sahn
geht es wahrlich niemals an,
daß man noch mit frechem herzen
sicher wollte thun un schmerzen.

7 Furcht muß man vor Gott stets tragen;
denn er kann mit Leib und Seel
uns zur Hölle niederschlagen:
er ist's, der des Geistes Oel
und, nachdem es ihm beliebt.
Wollen und Vollbringen giebt.
O so laßt uns zu ihm gehen,
ihn um Gnade anzuflehen.

8 Und dann schlagt die Sündenglieder,
welche Adam in euch regt,
in den Kreuzestod darnieder,
bis ihm seine Macht gelegt.
Hauet Händ und Füße ab,
was euch ärgert, senkt ins Grab,
und denkt mehrmals an die Worte:
Dringet durch die enge Pforte!

9 Zittern will ich vor der Sünde,
und dabei auf Jesum sehn,
bis ich seinen Beistand finde,
in der Gnade zu bestehn.
Ach mein Heiland, geh doch nicht
mit mirArmen ins Gericht!
Gieb mir deines Geistes Waffen,
meine Seligkeit zu schaffen.

10 Amen, es geschehe, Amen!
gott versiegle dies in mir,
auf daß ich in Jesu Namen
so den Glaubenskampf ausführ.
Er, er gebe Kraft und Stärk,
und regiere selbst das Werk,
daß ich wache, bete ringe,
und also zum Himmel bringe.

Text Information
First Line: Schaffet, schaffet, Menschenkinder
Author: L. A. Gotter, 1661-1735
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Bußlieder; Penitential Hymns
Notes: Mel. Freu dich sehr, o meine se.
Tune Information
(No tune information)



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