347. Aus tiefer Noth schrei ich zu dir

1 Aus tiefer Noth schrei ich zu dir,
Herr Gott! erhör mein Rufen;
dein gnädig Ohren kehr zu mir
und meiner Bitt sie öffne.
Denn so du willt das sehen an,
was Sünd und Unrecht ist gethan,
wer kann, Herr, vor dir bleiben?

2 Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gunst,
die Sünde zu vergeben.
Es ist doch unser Thun umsonst,
auch in dem besten Leben.
Vor dir Niemand sich rühmen kann;
deß muß dich fürchten Jedermann,
und deiner Gnade leben.

3 Darum auf Gott will hoffen ich,
auf mein Verdienst nicht bauen.
Auf ihn mein Herz soll lassen sich
und seiner Güte trauen,
die mir zusagt sein werthes Wort,
das ist mein Trost und treuer Hort;
deß will ich allzeit harren.

4 Und ob es währt bis in die Nacht,
und wieder an den Morgen,
doch soll mein Herz an Gottes Macht
Verzweifeln nicht, noch sorgen.
So thu Israel rechter Art,
der aus dem Geist erzeuget ward,
und seines Gotts harre.

5 Ob bei uns ist der Sünden viel,
bei Gott ist vielmehr Gnade.
Sein Hand zu helfen hat kein Ziel,
wie groß auch sei der Schade.
Er ist allein der gute Hirt,
der Israel erlösen wird,
aus seinen Sünden allen.

Text Information
First Line: Aus tiefer Noth schrei ich zu dir
Author: M. Luther, 1483-1546
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Bußlieder; Penitential Hymns
Notes: Mel. Aus tiefer Noth schrei ich zu dir
Tune Information
(No tune information)



Suggestions or corrections? Contact us