294. O Vaterherz, o Licht, o Leben

1 O Vaterherz, o Licht, o leben,
o treuer Hirt, Immanuel!
Dir bin ich einmal übergeben;
dir, dir gehöret meine Seel.
Ich will mich nicht mehr selber führen;
der Vater soll das Kind regieren;
so geh nun mit mir aus und ein,
und leite mich nach allen Tritten;
ich geh,(ach hör, o Herr, mein Bitten!)
für mich nicht einen Schritt allein.

2 Was kann dein schwaches Kind vollbringen?
Ich weiß mir gar in seinem Rath;
drum sei in groß und kleinen Dingen
mir immer selber Rath und That.
Du willst dich meiner gar nicht schämen:
ich mag dich ja zu Allem nehmen;
du willst mir selber Alles sein:
so sollst du denn in allen Sachen
den Anfang und das Ende machen;
dann stellt sich lauter Segen ein.

3 Du leitest mich, ich kann nicht gleiten,
dein Wort muß ewig feste stehn:
du sprichst, dein Auge soll mich leiten;
dein Angesicht soll vor mir gehn;
ja deine Güte und Erbarmen
soll mich umfangen und unarmen.
O daß ich nur recht kindlich sei,
bei allem gläubig zu dir flehe
und stets auf deinen Wink nur sehe,
so spür ich täglich neue Treu.

4 O daß ich auch in Kleinsten merke
auf deine Weisheit, Güt und Treu,
damit ich mich im Glauben stärke,
dich lieb und lob und ruhig sei,
und deine Weisheit lasse walten,
stets Orbnung, Maaß und Ziel zu halten;
denn lauf ich vor, da lauf ich an.
Drum mach im Vesten mich gelassen,
nichts ohne dich mir anzumaßen:
was du mir thust, ist wohlgethan.

5 Ach! mach einmal mich treu und stille,
daß ich die immer folgen kann.
Nur dein,nur dein vollkommner Wille
sei hier mein Schranken, Lauf und Bahn.
Laß mich nichts mehr für mich verlangen,
ja laß mir nichts am Herzen hangen,
als deines heilgen Namens Ruhm;
der sei allein mein Ziel auf Erden:
ach! laß mir's nie verrücket werden;
denn ich bin ja dein Eingenthum.

6 Laß mich in dir den Vater preisen,
wie er die Liebe selber ist;
laß deinen Geist mir klärlich weisen,
wir du von ihm geschenkt mir bist.
Ach, offenbare deine Liebe
und wirke doch die heißen Triebe
der reinen Gegenlieb in mir;
durchbringe dadurch Herz und Sinnen,
daß ich hinfort mein ganz Beginnen
in deiner Lieb und Lob nur spür.

7 Ich sehen mich, nur dir zu leben,
der du mein Herr und Bräutigam bist.
Was die sich nicht will ganz ergeben,
und was nicht deines Willens ist,
das strafe bald in dem Gewissen;
laß Blut und Wasser auf mich fließen
und tilge was nicht lauter heißt.
Laß nur dein Lob mir werden,
und dann das Heil der armen Heerden
mit einer reinen Lieb im Geist.

8 So lob und lieb ich in der Stille
und ruh als Kind in deinem Schooß.
Das Schäflein trink aus deine Fülle,
die Braut steht aller Sorgen bloß;
sie sorget nur allein in allen
dir, ihrem Bräut'gam zu gefallen:
sie schmückt und hält sich dir bereit.
Ach zeuch mich, zeuch mich weit von hinnen;
was du nicht bist, laŧ ganz zerrinnen,
o reiner Glanz der Ewigkeit.

Text Information
First Line: O Vaterherz, o Licht, o Leben
Author: K. H. v. Bogatzky, 1690-1774
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Die heiligen Sacramente: Confirmation; The Holy Sacraments: Confirmation
Notes: Mel. Wie wohl ist mir, o Freund.
Tune Information
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